Ich. Die Autobiographie by Berger Helmut & Heuer Holde
Autor:Berger, Helmut & Heuer, Holde [Berger, Helmut]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: hey! publishing Verlag
veröffentlicht: 2013-01-08T23:00:00+00:00
Mit Vittorio de Sica bei den Dreharbeiten von »Der Garten der Finzi Contini« 1970.
Heiko Pippig war eine groÃe Entdeckung, Richard Wagner ein richtiger Gangster
Luchino wollte nicht, dass ich in St. Moritz Ski fahre, sondern lieber in Kitzbühel. Er meinte, dass St. Moritz zu mondän sei und ich nicht zum Skilaufen kommen würde. Womit er nicht unrecht hatte. Aber ich machte wie immer, was ich wollte, und fuhr mit Florinda Bolkan und ihrer Freundin Marina Cicogna hin. Gut, meinte Luchino, du kannst ruhig fahren, aber die Kosten übernimmst du selbst. Von mir aus. Na klar.
Ich habe ein kleines Vermögen in den vier Wochen ausgegeben, obwohl ich dank meiner Freundschaft mit Doris Brynner, der Frau von Yul, die wiederum eng mit Käppi Badrutt bekannt war, ein billiges Chauffeurszimmer bekam: Um die 30 Millionen Lire kostete mich mein Vergnügen, 30 000 Mark.
Die Koffer für meine Smokings und Skisachen mussten allerdings woanders verstaut werden. Lorenzo Ripoli und ich teilten uns einmal sogar dieses winzige Zimmer. Was sollâs, drauÃen lebten wir dasselbe gesellschaftliche Leben wie die anderen in den Luxussuiten.
Im exklusiven Ski-Privatclub »Corviglia« lernte ich Stavros Niarchos mit seiner damaligen Frau Eugenia kennen. Auch Gianni Agnelli. Wir saÃen gemeinsam am Tisch. Mit ihm wurde das Skifahren billiger. Wir benutzten seinen Helikopter. Mussten uns nicht mehr am Skilift anstellen. Fiona Thyssen, Doris Brynner, Käppi Badrutt und Gianni Agnelli waren brillante Skiläufer. Wie ich.
In den »Corviglia-Club« konnte man nur hinein, wenn ein Mitglied des Clubs für den Gast mit unterschrieb, allerdings immer nur für einen. Ungewöhnlich und sehr angenehm. Die Reichen und Schönen bleiben unter sich. Zwei Saisons machte ich St. Moritz mit. Nicht mehr. Ich besuchte auch Cortina und Sestriere, aber ich fuhr vorsichtig wegen meiner Filmarbeiten, obwohl Visconti ein Auge zudrückte. In seinen Filmen war ich gut versichert. Später, in manchen Dreckfilmen ohne meinen Luchino, musste ich beim Sport achtgeben, weil ich nicht geschützt und selbst für meine Gesundheit verantwortlich war. Da ich mit den Skiern quasi auf die Welt gekommen bin, ist mir nie etwas passiert.
Luchino schätzte Qualität. Für ihn gab es kein Tralala. Alles, was er machte, war sein Leben. Zwischen Film, Theater und Privatleben gab es keine Unterschiede. Ich finde, so sollte es bei jedem sein. Er musste sich nach Dreharbeiten nicht ausruhen, denn Arbeitszeit und Freizeit gingen ineinander über. Natürlich verehre ich ihn so sehr, dass ich nichts wirklich Kritisches zu sagen weiÃ.
Sein Genie war so feinsinnig, dass er auch mit Andersdenkenden über seine Kunst diskutierte. Das erlebte ich, als erArthur Millers Theaterstück »Nach dem Sündenfall« mit Annie Girardot in Paris inszenierte. Miller saà dabei und verursachte irgendwie eine gereizte Stimmung. Einige Szenen wollte er wohl anders haben. Luchino blieb die Ruhe in Person. Er, der weltbekannte Starregisseur, ging so weit wie möglich auf Miller ein, bis über seine eigene Schmerzgrenze hinaus. Ein Fehler, wie sich herausstellte, zu dem Luchino aber mit derselben Wahrhaftigkeit stand wie zu seinen Welterfolgen. Das Stück wurde ausgebuht.
Auch Luchinos Malerclique offenbart seine tiefe Wertschätzung und Liebe, ja seine vollkommene Hingabe an die Kunst: Scifano, Montana, Guttuso, Levi, Vespigniani, Mulas, Miró.
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